Tage voller Eindrücke, Gespräche und inspirierender Begegnungen – so lässt sich unser Engagement auf der IFA 2025 wohl am besten zusammenfassen. Zum ersten Mal vertraten die Bertelsmann Stiftung und die NGO Cradle to Cradle (C2C) als Kooperationspartner das Thema Nachhaltigkeit auf der weltweit größten Messe für Consumer und Home Electronics. Unser gemeinsames Ziel: zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind – sondern sich gegenseitig bedingen.
Wer nachhaltig wirtschaftet, sichert sich Stabilität, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit
Im Micro-Talk „Weg von Ressourcenabhängigkeit – wirtschaftlich erfolgreich durch Circular Economy und Cradle to Cradle“ von Nora Sophie Griefahn und mir ging es genau um diese Frage: Wie können wir Wirtschaft so gestalten, dass sie ökologisch, sozial und ökonomisch zusammenpasst?
Mir war es dabei wichtig, deutlich zu machen, dass wir, wenn wir heute über Wirtschaftlichkeit sprechen, meist von irreführenden Grundlagen ausgehen. Die Zahlen, die wir sehen, zeigen meist nur einen Teil der Wirklichkeit. Denn die Kosten die durch umweltschädigendes (oft lineares) Wirtschaften entstehen, tauchen darin nicht auf.
Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung, die laut EU jedes Jahr Milliarden kosten, Aufwendungen z.B. für die Trinkwasseraufbereitung wegen Nitrat und Pestiziden, oder kommunale Reinigungskosten, um Einwegplastik von Straßen zu entfernen – all das sind Beispiele für reale Kosten. Hinzukommen steigende Versicherungskosten aufgrund von zunehmenden Unwetterschäden und vieles mehr.
Diese Kosten erscheinen in der Regel nicht in Unternehmensbilanzen und werden daher auch nicht in deren Wirtschaftlichkeitsrechnungen einbezogen. Bezahlt werden sie zur Zeit von uns allen – von der Gesellschaft. Das bedeutet: Was heute als wirtschaftlich gilt, ist oft eine halbe Rechnung. Eine Rechnung, die Umwelt, Menschen und Zukunft ausblendet.
Und genau hier liegt der Gedankenfehler. Denn auch Wirtschaftsbetriebe sind Teil dieser Gesellschaft und dieser Umwelt. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende, verlässliche Lieferketten und funktionierende Produktionsstätten sowie ein Zugang zu den benötigten Ressourcen sind notwendige Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäftsmodel. Die Zukunft auszublenden, ist daher für einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eigentlich undenkbar. Und trotzdem wird es so gehandhabt.
Um dieser Falle zu entkommen, benötigen wir ein neues Verständnis von Wirtschaftlichkeit – eine Art Vollkostenrechnung, die ehrlich ist und Folgekosten einbezieht. Es gibt bereits heute viele Unternehmen (oft Familienunternehmen), die bei ihrer Planung und Produktentwicklung die sogenannte „Enkelfähigkeit“ im Blick haben. Sie zeigen, dass nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften nicht teurer, sondern in der Gesamtbetrachtung wirtschaftlicher ist. Weil es Krisen vorbeugt. Weil es Unternehmen resilienter macht.

Gemeinsam für innovative Geschäftsmodelle und Ressourcenschutz
An unserem Messestand und auf den Bühnen der IFA konnten wir gemeinsam mit Cradle to Cradle NGO, Unternehmen und Verbänden darüber diskutieren, wie Produkte von morgen gestaltet werden können. Es ging um Fragen des Designs, innovative Geschäftsmodelle, faire sowie verlässliche Lieferketten und gesunde Materialien – also darum, wie Produkte Teil der Lösung werden können statt Teil des Problems.
Das Positionspapier der Cradle to Cradle NGO zur Zukunft der Consumer Electronics bot dabei den idealen Ausgangspunkt. Es entwickelt nicht nur eine zukunftsfähige Vision, sondern zeigt anhand der Consumer Electronics Branche auch konkrete Wege, wie sie zu geschlossenen Materialkreisläufen kommen kann – und wie wirtschaftlicher Erfolg, Ressourcenschonung und soziale Verantwortung zusammenwirken.
Die Resonanz war ermutigend: Von sehr großen etablierten Herstellern bis zu jungen Start-ups reichte das positive Feedback, und überall war spürbar, dass ein Umdenken bereits begonnen hat.
„Wir können den Wandel schaffen – wenn wir Wirtschaft nicht mehr gegen Umwelt und Gesellschaft ausspielen, sondern als Teil derselben begreifen.“

Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam neu denken
Eine nachhaltige Wirtschaft schützt Klima und Umwelt, verhindert Krisen, stärkt Unternehmen – und sichert die Lebensqualität kommender Generationen. Die Bertelsmann Stiftung versteht sich in diesem Wandel als Impulsgeberin. Wir wollen zeigen, dass wirtschaftliche Stärke und gesellschaftliche Verantwortung zwei Seiten derselben Medaille sind.
Die IFA 2025 war dafür ein wichtiger Schritt und die positive Aufbruchstimmung hat ein starkes Signal gesetzt.
Den Beitrag zur IFA 2025 von Cradle to Cradle findet man hier:
Consumer Electronics mit positivem Fußabdruck – Rückblick auf die IFA 2025 – Cradle to Cradle NGO
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